Hast du schon einmal den Rat bekommen, „bleib gelassen“? Gut gemeint, doch was genau steckt dahinter? In einer stressigen Situation kommt scheinbar alles zusammen, Wut, Ärger, Angst, Anspannung. Nur Gelassenheit scheint nicht zu existieren. Es stellt sich die Frage: Was bedeutet es in schwierigen Situationen gelassen zu sein. Tauchen wir ein in das Thema Gelassenheit, die Kunst mentaler Gesundheit.
Ich versuche mir einen gelassenen Typ Mensch vorzustellen. Jemanden der mitten im Chaos steht, während alle rundherum durchdrehen, dieser selbst unaufgeregt bleibt und in der Lage ist, besonnen zu reagieren. Ist das möglich? Im Moment bin ich noch weit entfernt von diesem Gelassenheitsideal, doch ich arbeite an mir. Lass uns gemeinsam die ausgeglichene Ruhe ergründen.
Gelassenheit die Bedeutung
Die Philosophie befasst sich intensiv mit dem Thema Gelassenheit. Bereits in der Antike wurde die Gefahr der Gleichgültigkeit und der Sinn der Gelassenheit gegenüber gestellt. Friedrich Kambartel, ein deutscher Philosoph hat eine Abhandlung mit dem Titel, „Über die Gelassenheit – zum vernünftigen Umgang mit dem Unvernünftigen“, geschrieben. Ganz offensichtlich wollte er herausstellen das es um eine innere Haltung geht, die das Unvernünftige so sein lassen kann.
Wie man die Ruhe des Meeres daran erkennt, das nicht der kleinste Lufthauch die Fluten bewegt, so sieht man den ruhigen und friedlichen Zustand der Seele daran, das keine Leidenschaft (pathos) da ist, die ihn zu stören vermöchte.“ Cicero, Gespräche in Tusculum
Wörtlich genommen bedeutet, „gelassen sein“ etwas unterlassen. Was wird im Zustand der Gelassenheit weggelassen? Laut Cicero wird der friedliche Zustand der Seele gestört. Aus Erfahrung kann ich sagen, meine friedlichen Momente stören in der Regel die eigenen Gedanken.
In hektischen Lebenslagen kommt mir als erstes in den Sinn, „das darf doch nicht wahr sein“. Schnell folgen emotionsgeladene Gedanken die ein Katastrophen Szenario skizzieren. Meiner blumigen Fantasie sind leider keine Grenzen gesetzt. Gelassenheit dagegen wird definiert al sein Zustand innerer Ruhe, frei von Gedanken, Gefühlen und Empfindungen.
Was Gelassenheit nicht ist
Loslassen, die Dinge so sein lassen wie sie sind bedeutet nicht Gleichgültigkeit. Manche glauben ein „das ist mir egal Gefühl“ sei die Lösung. Gleichgültigkeit ist oft aufgesetzt. Nach außen wird eine Unberührbarkeit angestrebt, innerlich herrscht massive Anspannung. Im Grunde Selbstbetrug weil mit hohem Energieaufwand versucht wird unangenehmen Gefühlen zu entgehen. Die Folge ist gravierend.
Der persönliche Handlungsspielraum ist enorm eingeengt, intuitives Handeln blockiert und eine kreative Problemlösung unmöglich. Zudem löst gespielte „Coolness“ im Umfeld Aggressivität aus. Eskalation garantiert! Obwohl es um Loslassen von Gedanken und Gefühlen geht, ist keine Emotionslosigkeit gemeint. Ziel ist ein offenes Wahrnehmen. Hinschauen wie die Dinge sind.
Die 7 Stufen der Gelassenheit
- Absolute innere Ruhe: Ziel vieler spiritueller Traditionen. Die Umgebung scheint so wie sie ist und wird in ihrer Gesamtheit wahrgenommen. Im Alltagsleben ist dieser Zustand nicht zu erreichen. Es bedarf viel Übung in Form von Meditation.
- Versunkenheit und Flow Erleben: Vertieft in eine Tätigkeit. Die Beschäftigung scheint mühelos, ohne antreibende Gedanken. Intensives Erleben im Hier und Jetzt. Das passiert am leichtesten wenn man sich mit seinem Hobby beschäftigt. Ich kenne Flow Gefühl beim Tanzen oder Schreiben.
- Beginnende Entspannung: Herunterfahren nach einem anstrengenden Tag. Die Erregung nimmt spürbar ab. Dieser Zustand ist körperlich und mental erlebbar. Ein angenehmes Gefühl der Schwere.
- Alltagswachbewusstsein: Wir sind handlungs-und funktionsfähig. Dinge werden abgearbeitet ohne Herausforderungen. Es läuft alles glatt. Quasi die Null Linie der Gelassenheit.
- Zunehmende Anstrengung. Kleinere Konflikte treten auf. Die innere Anspannung steigt. Selbstbeherrschung steht im Vordergrund. Stress muss gemeistert werden. Nach außen ist die aufzuwendende Energie nicht sichtbar.
- Akuter Konflikt: Die innere Erregung ist durch Selbstbeherrschung nicht mehr zu unterdrücken. Trotz dem Versuch sich abzulenken bleibt deutliche Anspannung. Gedanken drehen sich im Kreis und bleiben im Vordergrund. Auslöser kann Angst, Trauer, Ärger oder Verzweiflung sein.
- Eskalierender Konflikt: Emotionen werden jetzt sehr deutlich erlebt. Rationales Handeln ist nicht mehr möglich. Man gerät „außer sich“. Die gesamte Wahrnehmung ist auf den Konflikt gerichtet. Ein Blackout ist möglich.
Hast du dich in der einen oder andern Stufe wiedererkannt? Im Laufe eines Tages können mehrere Stufen durchlaufen werden. Ein erster Schritt in Richtung Gelassenheit im Alltag ist zu erkennen wo man gerade steht.
Gelassenheit üben, was du davon hast
Ganz intuitiv tun wir Dinge um runter zu kommen. Wir entwickeln Strategien um uns zu motivieren oder zu beruhigen. Wenn es um Gelassenheit geht sind wir nur mäßig erfolgreich. Gedanken wie „das darf doch nicht sein, das so etwas jetzt passiert“ erhöhen den inneren Druck. Die erwünschte Entlastung bleibt aus.
Gedanken loslassen darf bewusst geübt werden. Sich nicht gegen die Wahrnehmung mit dem Gedanken „das darf nicht sein“ wehren, sondern in Akzeptanz gehen, “ es kann sein, das es passiert“. Ich persönlich verstehe praktizierte Gelassenheit al seine Erweiterung der Achtsamkeit. Ein achtsamer Geist nimmt Dinge wahr ohne zu bewerten. Praktizierte Gelassenheit akzeptiert, was passieren könnte ohne einzugreifen.
Was passiert, wenn Gelassenheit angewendet wird?
- macht lösungsorientiertes Handeln möglich
- Ängste sind unter Kontrolle
- Klarer Kopf
- Selbstsicheres agieren
- Energiereserven können effektiv genutzt werden
- Konflikte werden schneller gelöst
- Alternative Möglichkeiten werden erkannt
- Stresslevel sinkt
Übe aufmerksames Wahrnehmen, das hilft die Fähigkeit der Gelassenheit zu entwickeln. Durch das Erinnern an stressige Alltagssituationen kannst du lernen Gedanken und Emotionen unter Kontrolle zu bringen.
Aufmerksames Wahrnehmen üben:
- Die Situation feststellen, im Sinne von so ist es und es könnte sein das XY passiert
- Hineinspüren, was macht das mit mir, welche Gedanken, Gefühle kommen hoch?
- Dranbleiben auch wenn es erstmal unangenehm wird (nicht abschweifen)
- den Fokus erweitern, quasi als Beobachter auf die Ganze Situation blicken
- Gefühle und Gedanken wahrnehmen, jedoch nicht weiter verfolgen, auch nicht aktiv wegschieben, nur registrieren
- es ist nicht nötig sofort nach einer Lösung zu suchen
Beachte: es geht nicht darum nichts zu denken oder zu fühlen. Wichtig ist die Konzentration auf der Situation zu belassen, die betrachtet werden soll. Und genau das ist die Herausforderung.
Um zu verstehen wie aufmerksames Wahrnehmen funktioniert, hat mir der Vergleich mit einem Theaterscheinwerfer geholfen. Meine Situation ist das Theaterstück. Mit dem Scheinwerfer kann ich die gesamte Bühne beleuchten oder auch nur einzelne Akteure ausleuchten.
Durch das beobachten eigener Gedanken bekomme ich ein Gespür dafür, wie sich meine Emotionen entwickeln. Das hilft mir beginnendes Katastrophendenken früh zu erkennen um es rechtzeitig stoppen. Außerdem fühle ich mich ausgeglichener.
Du möchtest deine körperliche und mentale Gesundheit verbessern und weißt nicht wo du anfangen sollst? Lies hier weiter.
Wer diesen Beitrag geschrieben hat? Lies hier über mich, Kerstin die Blog Autorin.
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